Freitag, 29. Januar 2021

Wir werden sterben! Alle!! Echt!!!

 


Wie sag ich's meinen Kindern....

mit der Geburt werden wir zum Sterben verurteilt. Das ist so, und es ist gut so. Ein Anrecht auf ewiges Leben gibt es höchstens in einigen Religionen, im wirklichen Leben endet jedes einzelne mit dem Tod. Wäre auch sonst ziemlich eng auf dieser überbevölkerten Welt. 

Nun ist es so, dass wir hochzivilisierten Mitteleuropäer die Nähe zum Tod verloren haben. Unsere Großeltern sterben nicht mehr bei uns zu Hause sondern, wohl behütet (so hoffen wir), in Sterbehäusern oder wie wir es nennen "Seniorenresidenzen". Dort werden sie, so bald sie sich nicht mehr selbst versorgen können, gelagert, gewickelt, gefüttert und warten, mal länger, mal kürzer auf ihren Tod. 

Fern ab von der Hektik des Alltags aber auch abgekoppelt vom Leben der Jüngeren leben diese Wartenden ein, von mehr oder weniger häufigen Besuchen abgesehen, eher eintöniges Leben in ihrem eigenen Mikrokosmos, höchstens unterbrochen vom wöchentlichen Spielenachmittag oder dem Auftritt des Kinderchores zu Weihnachten.

Und nun schickt sich ein Virus an, hier einmal ordentlich aufzuräumen!

Er bringt einiges durcheinander, dieser Virus und wäre jetzt eine Chance, Dinge zu verändern. Und zwar so nachhaltig zu verändern, dass wir alle, auch die aktuell "auf den Tod wartenden" uns wieder aussöhnen können, mit dem Tod und der Zeit davor, dem Alter. 

Was mich Corona lehrt ist, dass die Art und Weise wie wir mit unseren alten Menschen umgehen zutiefst Menschenverachtend ist. Eine Pflegeeinrichtung in der mehr als 30 Senioren untergebracht (oder eingepfercht?) sind ist für mich vergleichbar mit einem Putenstall in der Agrarindustrie. Je enger je lieber sagt sich da das Virus und schlägt ordentlich zu.

Ärgerlich ist es, dass seit Ausbruch der Pandemie und dem ersten Massensterben in Pflegeeinrichtungen es offensichtlich nicht möglich war, diese Risikogruppe zu schützen. Noch sehr viel schlimmer empfinde ich die Tatenlosigkeit der politischen Entscheider, hier auch nur ansatzweise eine Systemänderung anzudenken. 

Warum die Politik versagt

Natürlich ist es ein leichtes, die Voraussetzungen für eine bessere Pflege in die Wege zu leiten. Es ist nur nicht gewünscht. Die Pflege alter und kranker Menschen ist ein Geschäft. Und da zählt dann die Rendite. Mit Menschlichkeit ist kein Geld zu verdienen und es geht um viel Geld, um sehr viel Geld.

Aktuell ist die Strategie des Corona-Kabinetts:
 Lockdown bis alle geimpft sind und eine Herdenimmunität eingetreten ist 
(eigentlich ist bei uns das Parlament,die Legislative  aber wer interessiert sich schon für Kleinigkeiten) 

 Das wird so nicht funktionieren!

Und es geht auf die Kosten der jungen Menschen. Generationengerechtigkeit sieht für mich anders aus.
Wir hangeln uns von Lockdown zu Lockdown, die Kinder werden nicht gefördert weil die Kindergärten geschlossen sind, die Schüler werden nicht beschult weil die Voraussetzungen in den Schulen nicht gegeben sind und weil ein Präsenzunterricht eben nicht einfach zu ersetzen ist. Von den vielen jungen Erwachsenen, die gerade in den Startlöchern sind und sehnsüchtig auf den Beginn ihrer Lebensplanungen warten will ich gar nicht schreiben. Was es für einen Berufseinsteiger bedeutet, aufgrund des Lockdowns seiner Branche auf Jahre in der beruflichen Entwicklung zurückgeworfen zu werden, kann ich sehr gut nachvollziehen.

Damit wir die Risikogruppen schützen verzichten mehr als 40% der Bevölkerung auf eine angemessene Lebensgrundlage, werden Millionen Soloselbständige und Kleinunternehmen kalt gestellt und finanziell ausgeblutet, werden ganze Branchen ruiniert.

Und damit das auch deutlich rüberkommt, mit Politik die versagt meine ich in erster Linie Frau Merkel, Herrn Scholz, Herrn Spahn, Herrn Altmeier usw. Nur um die wichtigsten namentlich erwähnt zu haben.

Verstehen Sie mich nicht falsch, es geht mir nicht um Jung gegen Alt. Es geht um gute gegen schlechte Politik!

Es gibt aktuell keine Gesetzesinitiative von CDU/SPD/GRÜNE/FDP, 

 

den Pflegebereich von Renditeerwartungen abzukoppeln

die Berufe im Pflegebereich aufzuwerten (außer vielleicht Klatschen auf dem Balkon?)

die Schulen so mit Personal und Mitteln auszustatten, dass Unterricht mit Corona möglich ist


Die aktuelle Berliner Politik spielt die Alten gegen die Jungen aus um keine langfristigen Veränderungen einleiten zu müssen. 

Die Jungen müssen sich zurücknehmen, damit die Alten überleben. Und das nur, weil Veränderungen im System nicht gewünscht sind. Ausreichend Geld in Bildung, Gesundheit und Pflege zu investieren ist nicht vorgesehen und genau hier spielt die Politik mit dem Leben und der Unversehrtheit der Risikogruppen. 

So langsam reicht es mir jetzt aber.....


Nach jeder Nachrichtensendung, nach jedem weiteren Brennpunkt oder Sonderberichterstattung frage ich mich, was das eigentlich alles noch soll? Ist es nicht langsam an der Zeit, die tatsächlichen Probleme anzugehen? Ein menschenwürdiges Miteinander? Ein gesellschaftliches Füreinander? Das Erkennen und Anpacken tatsächlicher Problemfelder? 

Es ist für mich völlig unwichtig, wann welcher Impfstoff lieferbar ist solange weiterhin 

 

Krankenhäuser schließen,

 

Pflegerinnen unterbezahlt Überstunden schieben oder

 

Schulkinder nicht lesen schreiben oder rechnen lernen. 

 

Wir werden mit Corona leben lernen müssen. 


Einige werden es auch nicht überleben, dass ist dann so und im Einzelfall unendlich traurig. Aber wenn wir nicht langsam anfangen, im System etwas zu verändern, wird es einen neuen Virus geben, der dann die nächste Generation ruiniert. Ärgerlich weil unnötig!


 

 

 

 


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