Donnerstag, 6. März 2014

Baubeginn im Landschaftsschutzgebiet


Dieses Schild zeigt den Beginn der Bauarbeiten für das neue IKEA-Einrichtungshaus in Bremerhaven's Stadtsüden...


...der Eine oder Andere nennt dies ja vielleicht Fortschritt oder wirtschaftliche Entwicklung...



...es wird sogar von zusätzlichen Steuereinnahmen geträumt und, wie ich die Bremerhavener Politik kenne, sind diese Mehreinnahmen bereits in den nächsten Haushalten fest eingeplant...


...auch wird der in Bremerhaven ja immer recht angespannte Arbeitsmarkt sicherlich durch viele sichere, gut bezahlte und sozialversicherte Arbeitsplätze enorm entlastet...


...ein weiterer Beweis guter Wirtschaftspolitik, oder so ähnlich.



...für mich ist es allerdings eine einzige Verschwendung von Natur!

Das vertrocknete Gestrüpp in der obigen Bildmitte ist übrigens der kümmerliche Rest dert bald endgültig unter Beton verschwundenen Fläche die sogar als Naturschutzgebiet ausgewiesen war. Das der Rest der Rohrniederungen das gleiche Schicksal der für IKEA verschandelten Fläche droht ist bereits heute klar. Da kann der OB Granz soviel von "bestmöglichen Schutz" erzählen wie er möchte.

Und noch etwas, 300 m weiter nördlich gab es eine gleich große Fläche ohne Natur- oder Landschaftsschutz. Passte aber nicht ins Konzept der Wirtschaftsförderung und wurde IKEA nicht angeboten. Genauso wenig wie die freien Gewerbeflächen im Gebiet Bohmsiel oder Grollhamm.

Ein Schelm wer böses dabei denkt meint Ihr

René Russell

Dienstag, 4. März 2014

Bremerhavens neue Startbahn West

Schön ist sie geworden, die Schwerlasttrasse die das Windenergiezentrum Luneplate mit dem eventuell irgendwann einmal gebauten noch in der Genehmigungsphase feststeckenden "Off Shore Terminal Bremerhaven" verbinden soll.


Doch fange ich am Besten mal vorn an:

Als die Offshore-Windkraft eine nicht versiegende Einnahmequelle zu sein schien, schossen die daran beteiligten Unternehmen wie Pilze aus der Erde. Windkraft war "in", nur die Windkraftanlagen wollte niemand vor der Haustür haben. Außerdem ist es für so eine Windkraftanlage am Besten, wenn sie stetig von Wind umweht wird. Das gibt dann einen schönen Ertrag, weil ja im Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) der Strompreis scheinbar unbegrenzt festgeschrieben war.

Findige Ingenieure kamen da schnell auf die Idee, die Windkraft vor die Küste zu verlagern, weil sie hier so schön unsichtbar und zudem viel ertragreicher war. An der ganzen Nordseeküste wurden nun Stahlbaufirmen aktiv, um solche Anlagen zu entwickeln und aufzubauen. Besonders hervorgetan hat sich da Bremerhaven. Als ehemaliger Werftenstandort natürlich im Stahlbau zu Hause und, da die Werften ja schon lange keine Arbeitskräfte mehr brauchen, dass Angebot aber vorhanden ist, günstig in den Lohnkosten.

Unsere Wirtschaftsförderungsgesellschaft hatte ein neues, sie selbst legitimierendes Betätigungsfeld und so wurde munter drauf los geplant.

Als andernorts schon die ersten Windenergieanlagenerbauer in Konkurs gingen, wurde und wird bei uns weiter ein totes Pferd geritten. 

Die Gründe für den Absturz der einstigen Boom-Industrie sind vielfältig. Angefangen von dem nicht ausreichend gesicherten Landanschluss der Windparks auf hoher See, den technischen Herausforderungen die die Kosten in die Höhe treiben, dem immensen Aufwand der für die Errichtung eines Off-Shore-Windparks erforderlich ist und daraus resultieren der Bedarf einer ausreichend hohen und lange gewährten Einspeisevergütung. Und gerade dieser letzte Punkt ist ein politisch zu entscheidender Punkt und daher von der Wählergunst abhängig. Hohe Strompreise durch hohe Einspeisevergütungen lassen sich halt schlecht dem Wahlvolk verkaufen.

Und hier ist dann die Off-Shore Technik der Dinosaurier der alternativen Energie. Bis so ein Park die Planungsphase durchlaufen hat und die Finanzierung steht und die Anbindung stimmt und die Anlagen erstellt und dann aufgestellt sind vergehen meist mehrere Jahre. Bis dahin haben weitere Privathaushalte, Bauern,  Energiegenossenschaften und Stadtwerke ihre Photovoltaikanlagen, ihr Biogasanlage, ihr Blockheizkraftwerk etc. errichtet und an das Stromnetz angeschlossen. Das geht dann auch meist sehr schnell und ist einfach und deutlich günstiger. 

Das die Idee, viele kleine, dezentrale Energieerzeuger die unabhängig von Großkonzernen mit geringeren Investitionen und oftmals besserer Umweltbilanz auch noch eine sinnvolle Idee ist, erwähne ich nur am Rande.

Zurück zu der Off-Shore-Industrie. Diese stirbt gerade einen langsamen Tod. Denn wenn es nicht genug Subventionen gibt fehlt der Ertrag und eine Industrie ohne Ertrag wird ohne viel Federlesens schließen oder verlagern. Dies geschieht gerade in unserem Windenergiepark Luneplate. Es werden massiv Arbeitsplätze abgebaut oder durch Kurzarbeit (wieder Subventionen) gestützt. Diese Entwicklung ist seit ca. 3-5 Jahren absehbar. 

Schon als die Planer des Off-Shore-Terminal Bremerhaven (OTB) keinen privaten Investor für die 200 Millionen € Baukosten gefunden haben hätten die Alarmglocken schrillen müssen. Als dann die Weservertiefung, auf deren Durchführung die OTB-Planung und -Verwirklichung angewiesen ist, scheiterte war dies ebenfalls ein Signal. Es hätte die Chance gegeben sich nach Alternativen umzusehen oder den Bedarf neu zu überprüfen.


Da in Bremerhaven und Bremen aber die Uhren bekanntlich anders gehen und selbst die Grünen diesen Industriezweig hofieren, werden halt Fakten in Form der Schwerlasttrasse geschaffen.

Nur mal so zur Erinnerung, hier wurden für eine 950m lange "Landebahn für Verkehrsflieger" mal eben 6.000.000,00 € ausgegeben. Zumindest ist nun der Wulsdorfer Wassersportverein seine Parkplatzsorgen los. Denn bevor die Mitglieder Ihre Fahrzeuge auf Schotter abstellen können Sie ja die prima asphaltierte Trasse nutzen. Und das wahrscheinlich auf Jahre hinaus!

Wie die Straßen sonst so in Bremerhaven aussehen muss ich wohl nicht extra erwähnen. Ja, natürlich wird die Trasse aus anderen Finanzierungstöpfen als der "normale" Straßenbau finanziert. Das ist mir bekannt, macht es aber nicht besser. Die Trasse ist ein Schildbürgerstreich!! Sie verbindet eine Industrie, die langfristig nicht überleben wird mit einem Hafen, der noch nicht einmal genehmigt ist.



Aber die weißen Poller sind echt schnieke, oder?

Meint jedenfalls Ihr

René Russell