Odyssee A20
Der von der Wirtschaft
vehement geforderte Bau der A20 hat am Montag einen herben Rückschlag erfahren
müssen. Was war passiert?
Haben sich die Grünen im
Landtag gegen die SPD durchgesetzt und die Planungen auf Eis gelegt?
Wohl
eher nicht! Wer jahrelang auf harten Oppositionsbänken auf seine Chance auf
Regierungsbeteiligung wartet wird doch wegen solch Nebensächlichkeiten wie
Naturschutz und Ressourcenschonung nicht auf eine Regierungsbeteiligung
verzichten. Außerdem wurden die Grünen doch durch einen zusätzlichen
Ministerposten entschädigt.
Ist dem
Bundesverkehrsminister angesichts der unsicheren Finanzierung der Elbquerung
und den exorbitanten Kostensteigerungen bei anderen Verkehrsgroßprojekten der
Mut zu unpopulären Entscheidungen abhanden gekommen?
Auch
dies kann ich mit ruhigen Gewissen verneinen. Der Herr Ramsauer (CSU) rechnet
nicht wirklich mit einer Fortsetzung
seiner Ministertätigkeit über die Bundestagswahl 2013 hinaus und kann
zur Not den Schwarzen Peter nach Hannover schieben.
Oder hat sich der
Staatsekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann (CDU), mit seinen
Freunden aus der hiesigen Wirtschaft überworfen und ist nun dem Aktionsbündnis
A20-NIE beigetreten?
Geben
Sie es zu, bei diesem Gedanken mussten Sie gerade schmunzeln!
Wer
wird denn auch seine berufliche Zukunft und gut dotierte Posten so leichtfertig
für das Allgemeinwohl aufs Spiel setzen.
Nein,
der Rückschlag ereilte die A20-Befürworter durch einen einfachen, sehr
tragischen Verkehrsunfall. Am Montag starben zwei Menschen durch einen
Verkehrsunfall auf Höhe der Lunebrücke. Aus Sicherheitsgründen wurde der Tunnel
aus Richtung Nordenham gesperrt. Die Verantwortlichen haben wohl befürchtet,
dass es durch eine Umleitung über Dedesdorf und Sandstedt zu einem Rückstau in
den Tunnel kommen könne. Dies wird wohl als Risiko eingestuft. Immerhin
befahren täglich zwischen 10.000 und 12.000 Fahrzeuge den Tunnel.
Nun
ist es allerdings so, dass sich eine Autobahn erst ab einer Zahl von 25.000
plus x Fahrzeugen lohnt. Wird dann jeder Auffahrunfall zur Sperrung des
Nadelöhrs Wesertunnel führen?
Der
Unfall und die dadurch hervorgerufene Sperrung des Tunnels haben dazu geführt,
dass der Verkehr über die B 212 und die Fähren umgeleitet wurde. Mit der
Konsequenz von drei Stunden Wartezeit am
Fähranleger. Zu allem Überfluss machte dann auch noch eine der Bremerhavener
Fähren schlapp und fiel aus.
Jetzt
stelle ich mir das Ganze einmal mit einer Autobahn bei einem Verkehrsaufkommen
von 25.000 Fahrzeugen/Tag vor. Denn soviel Verkehr versprechen uns ja die
Befürworter uns soviel Verkehr wird für die Wirtschaftlichkeit der Autobahn
auch mindestens benötigt.
Ergebnis:
der Mega(g)stau!
Mit
anderen Worten:
der heutige Wesertunnel eignet sich
nicht für die A20!
Mein Fazit:
Wieder einmal wird deutlich,
mit wie vielen Widersprüchen öffentliche Großprojekte ohne Rücksicht auf die
Bevölkerung durchgesetzt werden sollen. Es werden Zahlen geschönt, Risiken
kleingeredet und Gegner diskreditiert. Es werden Milliarden von Euro fremden
Geldes (das der Steuerzahler!) für Projekte verplant ohne Rücksicht auf deren
Wirtschaftlichkeit.
Nachvollziehbare Planungen
mit öffentlicher Beteiligung von Beginn an. Offene Berechnungen aller
Kosten und die Einbeziehung von Alternativen in die
Wirtschaftlichkeitsberechnung. Wer Großprojekte plant, sollte diese
Mindestvoraussetzungen erfüllen.
René Russell