Mittwoch, 27. Februar 2013

Odyssee A20


Odyssee A20


Der von der Wirtschaft vehement geforderte Bau der A20 hat am Montag einen herben Rückschlag erfahren müssen. Was war passiert?

Haben sich die Grünen im Landtag gegen die SPD durchgesetzt und die Planungen auf Eis gelegt?

Wohl eher nicht! Wer jahrelang auf harten Oppositionsbänken auf seine Chance auf Regierungsbeteiligung wartet wird doch wegen solch Nebensächlichkeiten wie Naturschutz und Ressourcenschonung nicht auf eine Regierungsbeteiligung verzichten. Außerdem wurden die Grünen doch durch einen zusätzlichen Ministerposten entschädigt.

                       

Ist dem Bundesverkehrsminister angesichts der unsicheren Finanzierung der Elbquerung und den exorbitanten Kostensteigerungen bei anderen Verkehrsgroßprojekten der Mut zu unpopulären Entscheidungen abhanden gekommen?
           
Auch dies kann ich mit ruhigen Gewissen verneinen. Der Herr Ramsauer (CSU) rechnet nicht wirklich mit einer Fortsetzung  seiner Ministertätigkeit über die Bundestagswahl 2013 hinaus und kann zur Not den Schwarzen Peter nach Hannover schieben.


Oder hat sich der Staatsekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann (CDU), mit seinen Freunden aus der hiesigen Wirtschaft überworfen und ist nun dem Aktionsbündnis A20-NIE beigetreten?

Geben Sie es zu, bei diesem Gedanken mussten Sie gerade schmunzeln!
Wer wird denn auch seine berufliche Zukunft und gut dotierte Posten so leichtfertig für das Allgemeinwohl aufs Spiel setzen.


Nein, der Rückschlag ereilte die A20-Befürworter durch einen einfachen, sehr tragischen Verkehrsunfall. Am Montag starben zwei Menschen durch einen Verkehrsunfall auf Höhe der Lunebrücke. Aus Sicherheitsgründen wurde der Tunnel aus Richtung Nordenham gesperrt. Die Verantwortlichen haben wohl befürchtet, dass es durch eine Umleitung über Dedesdorf und Sandstedt zu einem Rückstau in den Tunnel kommen könne. Dies wird wohl als Risiko eingestuft. Immerhin befahren täglich zwischen 10.000 und 12.000 Fahrzeuge den Tunnel.

Nun ist es allerdings so, dass sich eine Autobahn erst ab einer Zahl von 25.000 plus x Fahrzeugen lohnt. Wird dann jeder Auffahrunfall zur Sperrung des Nadelöhrs Wesertunnel führen?

Der Unfall und die dadurch hervorgerufene Sperrung des Tunnels haben dazu geführt, dass der Verkehr über die B 212 und die Fähren umgeleitet wurde. Mit der Konsequenz  von drei Stunden Wartezeit am Fähranleger. Zu allem Überfluss machte dann auch noch eine der Bremerhavener Fähren schlapp und fiel aus.

Jetzt stelle ich mir das Ganze einmal mit einer Autobahn bei einem Verkehrsaufkommen von 25.000 Fahrzeugen/Tag vor. Denn soviel Verkehr versprechen uns ja die Befürworter uns soviel Verkehr wird für die Wirtschaftlichkeit der Autobahn auch  mindestens benötigt.

Ergebnis:

der Mega(g)stau!


Mit anderen Worten:

der heutige Wesertunnel eignet sich nicht für die A20!


Mein Fazit:

Wieder einmal wird deutlich, mit wie vielen Widersprüchen öffentliche Großprojekte ohne Rücksicht auf die Bevölkerung durchgesetzt werden sollen. Es werden Zahlen geschönt, Risiken kleingeredet und Gegner diskreditiert. Es werden Milliarden von Euro fremden Geldes (das der Steuerzahler!) für Projekte verplant ohne Rücksicht auf deren Wirtschaftlichkeit.

Nachvollziehbare Planungen mit öffentlicher Beteiligung von Beginn an. Offene Berechnungen aller Kosten und die Einbeziehung von Alternativen in die Wirtschaftlichkeitsberechnung. Wer Großprojekte plant, sollte diese Mindestvoraussetzungen erfüllen.

René Russell

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