Dienstag, 12. Februar 2013

Immer wieder IKEA

In Bremerhaven möchte sich IKEA ansiedeln und ist deswegen auf unsere Wirtschaftsförderungsgesellschaft BIS zugekommen um ein passendes Grundstück zu finden. IKEA in der eigenen Stadt zu haben ist für viele Bewohner ein Glücksfall und für eine Stadt mit  permanenten Finanzproblemen wie Bremerhaven natürlich auch. Also alles gute Gründe für eine Ansiedlung.

Aber was macht daraus nun die Stadt und die BIS?

Anstatt IKEA bereits erschlossene Gewerbegebiete anzubieten, die den Anforderungen des Unternehmens weitestgehend entsprechen (Grundstücksgröße 60.000 bis 80.000 m² , direkte Anbindung an Bundesstraße, Sichtbarkeit von der BAB) [1] enthält die Präsentation der BIS dem Vernehmen nach folgende Grundstücke:

  1. Logistikpark Weddewarden (ex. Carl-Schurz)
  2. Hexenbrücke (gegenüber MBA)
  3. Poristraße/Carsten-Lücken-Str.
  4. LSG Rohrniederung

Wie entsprechen die einzelnen Gebiete den Anforderungen von IKEA?


  1. Der Logistikpark Weddewarden erfüllt lediglich die Anforderung an die Größe. Er ist von der Verkehrsanbindung völlig ungeeignet und eine Sichtbarkeit höchstens für Van-Carrier- und LKW-Fahrer gegeben. Im Sport würde ich sagen: ein typisches Streichresultat.
  2. Diese mögliche Alternative erfüllt alle Anforderungen von IKEA, hat keinerlei Einschränkungen im Naturschutzbereich zu befürchten und ist im Besitz der Stadt. Die einzige Einschränkung bezieht sich auf die Bürgerparksiedlung. Hier müsste entsprechender Abstand bzw. Lärmschutz geschaffen werden. IKEA ist dieser Bereich aber zu nördlich. Es schränkt das Einzugsgebiet Richtung Bremen-Nord ein weil es die Erreichbarkeitsgrenze um 7km nach Norden verschiebt.
  3. Die Poristraße/Carsten-Lücken-Str. meint nicht etwa das gerade erschlossene Gewerbegebiet Grollhamm sondern die andere Seite der Autobahn Richtung Surheide. Hier befinden sich mehrere kleine Naturschutzgebiete, der Flächennutzungsplan sieht aber Gewerbebebauung vor. Auch dieses Gebiet erfüllt die Anforderungen von IKEA vollständig.
  4. Die Rohrniederung erfüllt nicht alle Anforderungen. Größe und Anbindung sind ähnlich gut wie bei 2 und 3, eine Sichtbarkeit ist allerdings nicht gegeben. 
Nach meinen Informationen wurden die Gewerbegebiete Bohmsiel (100.000qm voll erschlossenes Gewerbegebiet steht zur sofortigen Bebauung zur Verfügung) und Grollhamm erst nachträglich angeboten. Hier war dann IKEA wohl schon Mitten in der Planung.

Warum wurden also gerade diese Grundstücke angeboten?

Wenn man sich Bremerhaven im Überblick ansieht, ist das LSG Rohrniederung die beste Wahl, die IKEA treffen kann. Beste Anbindung, näher an Bremen-Nord, keine zu erwartenden verkehrlichen Probleme. Also alles Bestens!

Ist dies vielleicht der Grund warum die BIS "vergessen" hatte, der sich gerade ein grüneres Image gebenden schwedischen Möbelkette das Vorhandensein des Landschaftsschutzgebietes mitzuteilen? Und warum wurden nicht von vorn herein Grundstücke in den vorhandenen Gewerbegebieten angeboten?

Da ich nicht an so viele "Zufälle" glaube zeigt sich für mich eine klare Strategie hinter den Grundstücksangeboten.

Wenn IKEA als "Heilsbringer" für die Stadt mystifiziert wird und sich bereits auf ein Grundstück festgelegt hat, dann gilt nur noch IKEA - ja oder nein! Jeder, der sich für den Erhalt des LSG Rohrniederung einsetzt wird dann als IKEA-Verhinderer gebrandmarkt und steht der postiven Entwicklung der Stadt im Wege.

Dabei fällt die eigentliche Strategie dann nicht mehr so auf. So bald IKEA auf der Rohrniederung steht, werden weitere ansiedlungswillige Unternehmen anklopfen und die finden dann auf der mit roten Punkten umrahmten Fläche ausreichend Platz.

Quelle: http://www.bremerhaven.de/downloads/397/47862/IKEA_Bremerhaven.pdf

Und da es dann ja wieder um Arbeitsplätze und Steuereinnahmen und und und geht, werden dann wieder Ausgleichsflächen für die Ausgleichsfläche geschaffen und einer der wenigen, zusammenhängenden Landschaftsräume wird unter Beton verschwinden. Damit hat die BIS dann auch ihr Ziel erreicht. Neue Gewerbeflächen für mehr Wirtschaft. Geschäftszweck erfüllt!

Die Alternativen

Der Bürger hat gegen die Ansiedlung nur die Möglichkeit zu klagen.

Das Verfahren der erweiterten Bürgerbeteiligung ist weitgehend abgeschlossen und scheitert daran, dass die BIS mit dem Angebot der Rohrniederung schon Fakten geschaffen hat, die nicht ohne den Verlust der Ansiedlung IKEAs zurückzunehmen sein wird.

Eine weitere Möglichkeit ist, auf die Verhandlungen von BUND und NABU zu hoffen, mit denen sich die Stadt und die BIS einigen müssen. Hier ist der Vorschlag, die Restflächen der Rohrniederung einer Naturstiftung zuzuführen, besondere Beachtung zu schenken. Dieser Vorschlag verdient Unterstützung!
Wenn die Naturschutzverbände es schaffen, die Restflächen aus den Klauen der Stadt/BIS zu befreien, besteht wenigstens für diesen Bereich die Chance auf eine natürliche Weiterentwicklung.

Die Bereiche lediglich, wie vom OB vorgeschlagen, auf Naturschutzgebiete hochstufen zu lassen ist nicht ausreichend. Bestes Beispiel ist hier genau das Gebiet, auf dem IKEA bauen möchte. Teile hiervon sind bereits Naturschutzgebiet und ich sehe nicht wirklich einen Einsatz unseres OB's, diese zu schützen. Weitere Beispiele sind der Offshore-Terminal, der sogar den Status eines FFH-Gebiets hat, ebenso die vom OB geforderte Vertiefung der Außenweser, die vor Bremerhaven ebenfalls FFH-Status hat.


Ich freue mich auf Kommentare und lade zur Diskussion ein.













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